Das ‚Wiki‘-Konzept und seine Technologie wurden 1995 von Ward Cunningham entwickelt (Iske / Marotzki 2). Im Kontext von Making-ofs sind sie anschauliche Beispiele für die Materialisierung von Prozessen des Machens.
‚Wikis‘ sind schriftliche Texteinträge im Web 2.0, die durch Tags verschlagworteten Themen zugeordnet und untereinander verlinkt sind. Die zugrunde liegende ‚Wiki‘-Software (Content-Management-System) ist in der Handhabung leicht nachzuvollziehen, sodass neue Einträge von jeder Nutzerin generiert, geschrieben und verändert werden können. Basierend auf offenem Zugriff und freier Edierbarkeit sind ‚Wikis‘ höchst kollektive, partizipative und interaktive Tools. Gemäß ihrer Struktur bilden sie offene Hypertexte auf der Basis von Netzwerken aus (vgl. Kuhlen). Indem Editionsgeschichte und Nutzerspuren potentiell nachzuverfolgen sind, wird die ‚Wiki‘-Wissensgenerierung als dynamischer, nonlinearer und unabgeschlossener Prozess (‚work in progress‘) sichtbar (vgl. Iske / Marotzki).
‚Wikis‘ in ihrem vollen Umfang betrachtet können somit als retrospektive Making-ofs verstanden werden, wenn die Entstehungsgeschichte sichtbar gemacht, als simultane, wenn an ihnen in einem offenen Arbeitsprozess gearbeitet und als prospektive, wenn durch die andersfarbige Hinterlegung von Schlagwörtern zum Neuentwurf und zur Ausarbeitung eines ‚Wikis‘ aufgefordert wird. Vor dem Hintergrund von DIY– und How-to-Konzepten stellen bereits bestehende ‚Wikis‘ und ihre selbstreferentiellen Entstehungsgeschichten Beispiele für neue Einträge dar und fungieren gleichzeitig als Aufruf und Anleitung.
Die Überlappung von Produktion und Rezeption sowie die Rückspeisung aller Aspekte in die Entwicklungsgeschichte eines jeden ‚Wikis‘ – als Beispiel eines Making-ofs – ermöglicht die Erfahrbarkeit von Wissensgenerierung als unabgeschlossener, netzwerkartiger und kollektiver Prozess.