Making-of
Ein Lexikon

Making-of. Ein Lexikon versammelt Texte zum Begriff Making-of. Die Online-Plattform wurde von Studierenden der Geistes- und Kulturwissenschaften initiiert. Sie widmet sich der Erforschung verschiedenster Making-of-Formate in der Gegenwartskultur und kann um neue Begriffe und Texte erweitert werden.

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How-to

How-to-Formate (auch ,HowTo‘ oder ,How2‘) sind Making-of-Formate, da auch sie, allerdings eher auf informelle Weise, Produktionsprozesse dokumentieren und weitergeben. How-to-Formate sind in einer Kultur des DIY zu verorten, in der sich jeder zum Experten ernennen und seine Expertise wiederum in Form von How-tos zur Verfügung stellen kann.

How-to-Formate sind retrospektive Making-ofs mit zugleich prospektivem Charakter, indem sie Anleitungen künftiger Produktionsprozesse darstellen und als solche rezipiert werden, jedoch zur Beschreibung des Produktionsprozesses häufig retrospektiv editiertes Bild- und Filmmaterial verwenden.

How-tos finden sich in verschiedenen Medienformaten. Printmedien, die Anleitungsformate auf Papier vermitteln, waren neben der oralen Weitergabe von Wissen und Können das Hauptmedium innerhalb der Buchkultur (vgl. Kuni 136f.). Anleitungen werden in Form von Ratgeberliteratur und Kochbüchern ebenso publiziert wie in Zeitschriften oder als lose Bauanleitungen für Möbel einer Prosumer-Kultur des DIY, die den Konsumenten als Ko-Produzenten in die Fertigstellung und Individualisierung des Produktes miteinbindet.

Mit der technologischen Entwicklung von bildlichen und filmischen Aufzeichnungssystemen sowie mit der Einführung neuer Medientechnologien des Internet und des Web 2.0 ändern sich auch die Darstellungsmöglichkeiten von Anleitungsformaten. Als informelle How-to-Formate werden sie unter anderem im Rahmen einer DIY-Kultur ins Netz eingespeist.

Neben Internet-Blogs und Online-Communities nimmt hierbei YouTube als Video-Internetportal eine prominente Stellung ein. Von den Videos, die hier von Usern hochgeladen werden, gibt es eine große Zahl von Making-of-Formaten, die sich größtenteils als Video-Tutorials How-to-Formaten zurechnen lassen. Hierbei finden sich Tutorials von How to Apply Eyeliner bis zu How to Yodel. How-to-Formate finden sich aber auch auf anderen Plattformen, wie beispielsweise dem „multi-platform distribution network“ Howcast, das neben den auf YouTube verlinkten Tutorials auch eine eigene How-to-Website betreibt, die laut Selbstauskunft Tutorials von How to Bake a Cake bis How to Survive an Alien Abduction zur Verfügung stellt.

Diese Beispiele zeigen die Bandbreite von How-to-Videos: Sie reichen von Alltagstipps wie Schmink- und Kochtutorials über Anleitungen für spezielles Können und Fertigkeiten bis hin zu Parodien und Fun-Videos. Gerade Parodien reproduzieren Form, Aufbau und Struktur sowie Ästhetik vieler Video-Tutorials und verweisen ähnlich den Faking-ofs darauf, wie sehr sich das Format Making-of mit seinen Erzählstrategien bereits etabliert hat.

Inszenierungen von How-tos beginnen häufig mit einer Aufzählung nötiger ,Zutaten‘ und ,Tools‘, die zum Gelingen der Nachahmung des Produktionsprozesses beitragen, und stellen dann in einer Schritt-für-Schritt-Anleitung den Prozess durch Handlungsanweisungen vor. Das Gelingen dieses Aneignungsprozesses hängt von der Expertise der Produzierenden des How-tos sowie deren Zielsetzung ab und ist somit nicht gewährleistet. How-tos können von Profis ebenso erstellt werden wie von passionierten Laien (Dilettantismus), wie sich an Tutorials für das Erlernen des Gitarrespielens zeigen lässt, wobei beide How-tos zum Erfolg des Lernenden führen können. Gleichzeitig können How-tos nicht hilfreich sein in ihrer Anleitung (etwa wenn es sich um Parodien handelt), was jedoch (beispielsweise bei Parodien) kein Scheitern der Inszenierung des Produktionsprozesses bedeuten muss, da eine erfolgreiche Anleitung nicht intendiert war.

Die mediale Aufbereitung entspricht dem informellen Charakter der How-to-Formate. Es sind häufig selbstgedrehte Videos, wobei beispielsweise bei Schmink-Tutorials mit ,closed-circuit‘-Anordnungen gearbeitet wird, durch die die Videoproduzenten das Webcam-Video parallel zur Aufnahme auf dem Computerbildschirm verfolgen können (vgl. Reichert 190f.).

Die Produzierenden entscheiden über das Zeigen der Parameter einer Produktion, die sie für deren Erfolg als essentiell erachten. So können beispielsweise das Tragen einer Tracht sowie das Stehen auf einem Berg als wichtiger Bestandteil eines Jodel-Kurses angesehen werden. Welche Produktionsbedingungen und -schritte ein How-to zeigt oder nicht zeigt, erzählt etwas über das Produktions- sowie das Produktverständnis der Produzierenden.

Zusammen mit der Entwicklung von Medientechnologien wie Video- und Handykamera, Internet und Schnittprogrammen ermöglichen Portale wie YouTube Plattformen für eine Kultur des Machens und Zeigens. How-to-Formate stellen neben dem Interesse am Machen vor allem das Interesse am Zeigen des Machens in den Vordergrund. Dieses Zeigen des Machens wird durch diese Technologien und ihre Verbreitung sowie durch ihre einfache Bedienmöglichkeit durch Laien ermöglicht. Gleichzeitig finden sich auch für diese Anwendungsmöglichkeiten How-to-Beiträge, so dass theoretisch jeder seine Produktionsprozesse als Making-of sowie sein (erworbenes) Können in How-to-Beiträgen mit anderen teilen und veröffentlichen kann.

Quellen

Kuni, Verena: „Wie wird das (selbst) gemacht? Do It Yourself nach Anleitung.“ In: Helmut Gold et al. (Hg.): Do It Yourself: Die Mitmach-Revolution. Mainz 2011, S. 132-143.

Reichert, Ramón: „Amateurvideos – Eine Mediengeschichte zwischen VHS und YouTube in 5 Thesen.“ In: Helmut Gold et al. (Hg.): Do It Yourself: Die Mitmach-Revolution. Mainz 2011, S. 188-191.