Making-of
Ein Lexikon

Making-of. Ein Lexikon versammelt Texte zum Begriff Making-of. Die Online-Plattform wurde von Studierenden der Geistes- und Kulturwissenschaften initiiert. Sie widmet sich der Erforschung verschiedenster Making-of-Formate in der Gegenwartskultur und kann um neue Begriffe und Texte erweitert werden.

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Konspirative KüchenKonzerte

Als Anti-Kochshow sind wohl die Konspirativen Küchen Konzerte (KKK) zu verstehen, welche seit 2009 von ehemaligen Hamburger Studenten in ihren WG-Räumen zelebriert werden. Kochen ist hier mehr der Ausgangspunkt, um sich mit anderen Performancekünsten zu befassen und eine Ästhetik der Improvisation zu feiern.

Aus eigener Erfahrung ist bekannt, wie jedes WG-Zimmer irgendwann multifunktionalen Einsatz erfährt. Gemäß dieser Gewohnheit verbindet das Format Kochperformances mit musikalischen Zwischengängen, lockeren Gesprächen mit Gästen und Selbstdarstellung verschiedenster Art auf engstem Raum. Bereits der Trailer zeigt, wie das Wohn- und Esszimmer der WG für die Aufnahme mit Licht- und Soundanlage zur scheinprivaten Bühne wird. Im Zeitraffer erlebt die Zuschauerin den Umbau vor jeder neuen Sendung, die Spannung steigt und schon heißt es: „Verehrte Fernsehfeinschmecker!“ Womit wohl das Wichtigste schon gesagt wäre: Es geht hier um den Genuss der Beobachtung, die mediale Teilnahme an ästhetischen Prozessen, also um das Kerninteresse von Making-ofs.

Die Zutaten? Man nehme einen musikalischen Akt und bildende Künstler, die zwischen den dicht an dicht sitzenden Zuschauerinnen performen; man köchelt nebenher und tauscht sich aus. Was nun über die Länge einer Stunde folgt, ist eine multisensuelle Materialschlacht, die mit allen Mitteln versucht, die durch das Videoformat gegebene Beschränkung auf audiovisuelle Wahrnehmung im Sinne eines Gesamtkunstwerkes aufzuheben. Die schnelle Abfolge unterschiedlicher Kameraeinstellungen platziert zum einen Zuschauer, Gäste und Moderatoren als gleichberechtigte Akteure verschiedener produzierender Netzwerke nebeneinander, die sich untereinander gemäß How-to Prinzip interdisziplinär austauschen. Ebenso werden diverse Arbeitsgeräusche aus der Küche, neben Gesang und Instrumentalklängen, unterbrochen von Applaus, Räuspern oder Diskussionsausschnitten, ausgestrahlt. Das Gesamtkonzept der KKK ist als Making-of eines gemütlichen, interaktiven, intellekt- und magenfüllenden Abends unter Freunden zu verstehen, der im besten Falle in leiblicher Ko-Präsenz vor Ort im WG-Studio erlebt werden kann. Für alle anderen finden sich Videoaufnahmen auf der Homepage. In diesem Sinne: Wohl bekomm‘s!

Quellen

Konspirative KüchenKonzerte, http://konspirativekuechenkonzerte.de [Letzter Zugriff: 29.01.2013].