Als klassisches Making-of kann das im US-amerikanischen Studiokontext entstandene Filmformat verstanden werden, das die Entstehung einer Filmproduktion nachzeichnet und heute im Zuge der DVD-Kultur am weitesten verbreitet ist. In der Regel authentifiziert es als Paratext einen filmischen Haupttext bzw. reichert diesen „mit multiplen Diskursschichten an“ (Wortmann 2010, 98). Da die vorherrschende Praxis die Begleitung der Filmentstehung sowie eine Ausstrahlung anlässlich des Kinostarts im Fernsehen oder als DVD-Dreingabe wenige Monate nach dem Kinostart vorsieht und somit eine größere Kontextualisierung aus der Rückschau entfällt, suggeriert das klassische Making-of zwar simultanen Charakter, ist aber dennoch retrospektiv, indem es sich auf das fertige Produkt bezieht. Eine Retrospektive aus größerer zeitlicher Distanz steht in anderen Formen im Vordergrund, etwa dem eigenständigen (zumeist kritischeren) Dokumentarfilm, der auf Grundlage von Archivrecherchen und Zeitzeugen-Interviews v.a. Klassiker mit schwieriger Entstehungsgeschichte (The Shark Is Still Working: The Impact and Legacy of ‚Jaws‘, 2007) oder legendär gescheiterte Produktionen (Cleopatra: The Film That Changed Hollywood, 2001) in den Blick nimmt.
Nachdem das frühe Hollywoodkino beim Blick hinter die Kulissen den Mythos des Zauberateliers bediente (How Motion Pictures Are Made and Shown, 1912) oder gar den Produktionsprozess zum Thema der Slapstickkomödie wählte (wie in Charlie Chaplins Behind the Screen, 1916 oder How to Make Movies, 1918), entwickelt sich das Making-of-Format v.a. seit den 1950er-Jahren, als mit dem Aufkommen des Fernsehens eine Möglichkeit entsteht, Kinofilme in einem anderen visuellen Medium zu bewerben (Rauscher 417f.). Seitdem offerieren Studios in der Regel zum Kinostart ihrer Filme Making-ofs im Kurzfilmformat, die als Medium der Werbung mit Filmausschnitten und Interviews Lust auf den Kinobesuch machen sollen. Dass dabei technische Aspekte und der Spektakelcharakter im Vordergrund stehen, erklärt sich aus der medialen Konkurrenz. Mehr Aufschluss über den filmischen Produktionsprozess gibt die seit den 1960er-Jahren im Zuge von François Truffauts Hitchcock-Buch populär werdende Interviewform (vgl. u.a. die Arbeiten Peter Bogdanovichs), die den visionären ‚auteur‘ als Gemeinplatz der Making-of-Erzählung etabliert. Der durchs Okular blickende Regisseur ist im klassischen Making-of das Gesicht des kreativen Kollektiv-Körpers, der laut Volker Wortmann als „konstitutives Phantasma kreativer Prozesse“ der wirklichen Aufklärung des Zuschauers im Weg steht (2008, 50). Zudem hält der omnipräsente Regisseur die einzelnen Segmente des in standardisierten Bildern (u.a. der durch den Sucher blickende Kameramann, der dirigierende Filmkomponist) eingefangenen Kollektiv-Körpers zusammen, was jedem Blockbuster-Sequel noch das Etikett des Autorenfilms verleiht (vgl. Wortmann 2010, 101) und wohl eher „der Verklärung von Produktionsabläufen“ dienen dürfte (Paech 223, Hervorhebung W.S.). Welcher Teil dieses Kollektiv-Körpers im Mittelpunkt steht, ist stark genreabhängig – bei Literaturverfilmungen besitzt der Drehbuchautor mehr Deutungshoheit als beim Actionfilm, wo auch Stuntman und Pyrotechniker zu Wort kommen; fast immer treten die Schauspieler prominent hervor.
Standardelemente im klassischen Making-of sind die Voice-Over-Erzählung, das Wechselspiel von Ausschnitten des fertigen Films und ‚Behind the Scenes‘-Aufnahmen (die dem Zuschauer das Durchbrechen der ,Vierten Wand‘ und Atmosphäre vom Dreh versprechen), Interviews mit den Beteiligten und aneinandergeschnittene Standfotografien (‚production stills‘). Ebenso wie der Spielfilm baut das klassische Making-of – obwohl es in der verbreiteten Form selten eine Dauer von 45 Minuten übersteigt – Spannungsbögen auf, etabliert z.T. verschiedene Handlungsfäden und operiert mit den gleichen Stilmitteln, die auch aus der Inszenierung der klassischen Filmnarration bekannt sind (z.B. dem Einsatz von Montage zur Illustration kollektiven Bienenfleißes). Auch die zeitliche Segmentierung im klassischen Making-of (Prolog, auslösendes Ereignis, Story-Entwicklung in den Phasen Pre-Production, Dreh und Post-Production, Resümee) entspricht gängigen Plotformeln, wobei den einzelnen Phasen je nach Art des Referenzfilms verschiedene Bedeutung zukommt: Ein technisch wenig aufwändiger Film über gesellschaftliche Problemthemen verwendet mehr Zeit auf die Projektgenese, wogegen ein Blockbuster den Fokus auf die Umsetzung seiner Effekte (Pre- und Post-Production) legt. Zum Science-Fiction-Genre unterhält das klassische Making-of eine besonders innige Beziehung, weil es dessen narrative Agenda teilt: eine kreative Lösung für ein wissenschaftliches bzw. filmtechnisches Problem zu finden, z.B. die Geschichte der wegbereitenden digitalen Effekte sowie des Wasserglas-Tricks als Schlüsselmomente im Making-of zu Jurassic Park (1993). Doch auch in anderen Genres weiß sich das Making-of als „extended narrative of the film itself“ (Hight 8f.) dem Tonfall des Referenzfilms anzugleichen: heiter ausgelassen bei der Komödie, ernst und andächtig dagegen im historischen Drama.
Die Begleitung des filmischen Entstehungsprozesses für das DVD-Feature stellt heute den Regelfall dar, doch das inflationäre Aufkommen von Making-ofs ist nur z.T. für den schlechten Ruf des Formats verantwortlich zu machen. Schuld dürften vielmehr einige mittlerweile akzeptierte Konventionen der Making-of-Erzählung sein, die den Informationsgehalt für das Publikum schwinden lassen und nur selten Gemachtheit thematisieren. So wird zumeist die Möglichkeit des Scheiterns, die dem Making-of mehr dramaturgische Möglichkeiten bieten und die typische Unterordnung unter den als gelungen beglaubigten Hauptfilm in Frage stellen würde, ausgeblendet. Die industrielle Praxis erschöpft sich häufig darin, statt Herstellungsprozessen eher das vollmundige Lob aller Beteiligten füreinander in den Mittelpunkt zu rücken.