Making-of
Ein Lexikon

Making-of. Ein Lexikon versammelt Texte zum Begriff Making-of. Die Online-Plattform wurde von Studierenden der Geistes- und Kulturwissenschaften initiiert. Sie widmet sich der Erforschung verschiedenster Making-of-Formate in der Gegenwartskultur und kann um neue Begriffe und Texte erweitert werden.

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Making-of, simultanes

Making-ofs beobachten, fixieren und ästhetisieren Produktionsprozesse. In einer Gegenwartskulturwissenschaft können sie als Beschreibungskategorien genutzt werden, da sich verschiedenste mediale Formate und künstlerische Prozesse als Ästhetisierung bzw. Beobachtung von Produktionsprozessen auffassen lassen. Gleichzeitig kann das Making-of aber auch als Analysekategorie dienen, anhand derer sich Produktionsprozesse aufschlüsseln lassen.

Als simultan können diejenigen Making-ofs bezeichnet werden, die einen gegenwärtig noch laufenden Produktionsprozess beschreiben. Damit ist das simultane Making-of von retrospektiven und prospektiven Making-ofs hinsichtlich seiner chronologischen Situierung gegenüber dem Produktionsprozess zu unterscheiden.

Zentral ist, dass nicht nur die Recherche und Materialgenese, sondern auch die Edition des Making-ofs bereits zeitgleich zum Produktionsprozess erfolgt. Die Analogie zur Systematisierung der Paratexte bei Genette stößt hier an ihre Grenzen: Der Paratext erlangt seine abschließende Form, während der Produktionsprozess noch läuft. Letzterer wird nicht bloß begleitet, sondern verschmilzt durch die Rückkopplungen der autopoietischen Feedbackschleife geradezu mit seinem simultanen Making-of. Es erlangt seine abschließende Form (wenn überhaupt), während der Produktionsprozess noch läuft. Die finale Gestalt des Werks ist dem simultanen Making-of somit prinzipiell indisponibel. Sie hängt sogar von der Rezeption des Making-ofs ab, was die autopoietische Feedbackschleife zum Hauptmerkmal des simultanen Making-ofs macht. Da an diesem Punkt der Produktionsprozess mit seinem Making-of zusammenfällt und Produktion wie auch Rezeption der Prozesse simultan ablaufen, können die Rollen oszillieren.

All dies resultiert in einer aktiven Produktionsöffentlichkeit, wie etwa im Fall von Blogs, Koch– und Castingshows sowie öffentlichen Proben im Theater. Tagebuchaufzeichnungen sind prinzipiell auch im Feld des simultanen Making-ofs anzusiedeln, werden allerdings zumeist retrospektiv rezipiert.

Auch bei der Ausgestaltung des im Zuge der DVD-Kultur entstandenen klassischen Making-ofs ist eine Tendenz hin zu simultanen Varianten zu beobachten: Bereits vor Veröffentlichung des Films sind online Featurettes über Aspekte seiner Herstellung zu sehen, teils unter dem Schlagwort Produktionstagebuch. Dieses zählt zu den ergebnisoffeneren Formen des simultanen Making-ofs.

Quellen

Genette, Gérard: Paratexte. Das Buch vom Beiwerk des Buches. Frankfurt/Main / New York 1989.