Making-ofs erzeugen keine Produkte, sondern verhandeln (künstlerische) Machensprozesse. Somit werden in Making-ofs Prozesse konstruiert und durch ihre mediale Inszenierung in Beziehung gesetzt. Wie Bausteine werden sie zu einer linearen bzw. nonlinearen Ereigniskette zusammengesetzt, aus welcher das Making-of eine zweifache Bedeutungslogik zieht: In erster Instanz ist als Prozess das Making-of selbst zu verstehen, als ein Prozess der Beobachtung, Beschreibung und ästhetischen Inszenierung von Werkprozessen, in zweiter Instanz aber auch die jeweiligen Mikroeinheiten, die ein Making-of konstituieren.
Ein Prozess ist grundsätzlich als Verlauf, Ablauf oder Entwicklung, worin, wobei, womit etwas gemacht wird, zu charakterisieren. Prozessualität beschreibt die Dynamik von Handlungen, die miteinander in Bezug stehen oder zueinander in Beziehung gestellt werden. Dies verortet den Prozess wie auch die Prozessualität als essentiell für ein Machen per se, verweist jedoch bereits auf die Universalität und die damit einhergehenden Schwierigkeiten bei der Bestimmung beider Begriffe.
Grundlegende Ansätze für eine Making-of-bezogene Anwendung bietet die Linguistik. Hier definiert beispielsweise Nathalie Nicolay bestimmte grammatikalische Verbformen als Prozesse, die erstens nicht inhärent zeitlich begrenzt und zweitens dynamisch sind. Folglich sind Prozesse nicht zwingend als abgeschlossen oder lückenlos kontinuierlich definierbar (vgl. Nicolay 9). Im Kontext von Making-ofs können Prozesse als offene Strukturen verstanden werden, denen Zeitlichkeit inhärent ist, die allerdings über keine eindeutig bestimmbaren zeitlichen Eigengrenzen verfügen. Was Teil des Making-ofs ist, ist daher z.B. situations- oder nutzerabhängig bestimmbar.
Der dynamische Charakter verweist auf die Unabgeschlossenheit bedingt durch Veränderung und Weiterentwicklung des Inhaltes, der Ästhetik oder der Materialität bzw. Medialität von Making-ofs. Wie also ein Making-of abgrenzend beschrieben und daher auch inhaltlich definiert wird, ist relativ und muss als ästhetische Entscheidung verstanden werden. Diese ist selbst ein offener Prozess.
Für die Beobachtung und Beschreibung von Mikroprozessen, die als konstitutive Elemente von Making-ofs in der zweiten Kategorie inszeniert werden, verhält es sich ob ihres dynamisch-unabgeschlossenen Charakters zunächst gleich. Größte Aufmerksamkeit muss hingegen den Inszenierungsstrategien von Prozessen bzw. Prozessualität geschenkt werden. Oft werden Prozesse z.B. als abgeschlossene Einheiten konstruiert und als lineare Abläufe verhandelt, u.U. schlichtweg um kreative Prozesse überhaupt mitteilbar machen zu können. Gleichermaßen können so aber auch Inhalte, die einer potentiellen Veränderlichkeit oder kontextuellen Abhängigkeit entzogen zu sein scheinen, konstruiert werden.
Anhand von Beispielen kann dies folgendermaßen nachvollzogen werden: Klassischen Making-ofs ist zu eigen, einen singulären Vorgang als Schlüsselfunktion bzw. -moment zu erzählen, wie im Falle des Films Le Mystère Picasso (1956), welcher davon zu überzeugen versucht, dass die künstlerische Genialität allein in Picassos Pinselstrich zu finden ist. Obwohl die Zuschauerin für die Dauer des Filmes jede Bewegung aus nächster Nähe verfolgen kann, wird das Malen als Prozess nur scheinbar aufgeklärt. Durch das Filmformat ist das Malen bzw. der kreative Prozess zeitlich beschränkt und abhängig von einer filmspezifischen Narration. Ebenso werden Kontexte ausgeblendet, die komplexeren Aufschluss über das ‚Phänomen Picasso‘ geben könnten, wie z.B. Kunstmarktdynamiken. Es wird deutlich, dass das Making-of als Inszenierung von Werkprozessen zwar mit Prozessualität arbeitet, diese Prozesse aber im Sinne von konstruierten, determinierten Ausschnitten hervorbringt und dabei andere, die von ebensolcher Wichtigkeit sein könnten, zu Gunsten der Narration vernachlässigt.
Anders verhält es sich bei Making-ofs, die komplexe kreative Produktionen mit vielen Akteuren inszenieren und mittels Stafflung und Überlappung von Prozesssequenzen als Netzwerk zu einem kausalen Faden von Prozessualität verweben. Der Fokus liegt hier weniger auf der Auslassung von anderen Prozessen, Akteuren und Ereignissen als auf der Selektion und medialen Verknüpfung derselben. In diesem Kontext entfalten beispielsweise ‚wikis‘ als Making-ofs der Wissensgenerierung besonderen Anschauungscharakter.
Die angeführten Beispiele zeigen, welche zentrale Bedeutung die Analyse von Making-ofs als Prozess selbst bzw. anhand ihrer inhärenten Mikroprozesse für die Making-of-Forschung hat. Basierend auf den oben genannten Eigenschaften von Prozessen und der prozessualen Rückkopplung im Sinne der autopoietischen Feedbackschleife ist festzuhalten, dass die Separation von Prozessen einer inszenatorischen Entscheidung unterliegt, also schlussendlich fiktiv ist. Hierin liegt auch die besondere Beziehung zwischen inszenierter ‚Realität’ als Ausgangspunkt und einem Making-of derselben begründet.